Wednesday, March 29, 2006

sie war stets bemüht… trotzdem sechs. setzen.

„ich liege an der kreuzung zum ring2. hilfbereite menschen mit besorgten gesichtern stürmen auf mich zu. sie fächeln mir luft zu, reichen mir wasser und sind im begriff die ambulanz zu rufen."
kopfkino: es ist 6:02 uhr.

der wecker klingelt. die uhr zeigt 5:40. ich bin mit robert zum schwimmen verabredet. wir treffen uns 6:02 in der u-bahn im letzten wagen. ich schäle mich aus dem bett, tüdel ein wenig in meiner wohnung rum, schaue auf die uhr: 5:59! panik macht sich breit. werfe janne einen flüchtigen kuss zu, erhasche ein müdes "baby, ich bin so stolz auf dich" und wetze aus meiner wohnung. ich sprinte die treppen runter, düse um die ecke meines hause und laufe die straße bis zu kreuzung zum ring2 hinunter, an der ich durch die ampel zum stehen komme. ich fühle mich gut bis zu diesem augenblick. irgendwie hatte ich sogar den eindruck ich wirkte elegant, wie so die straße hinunter jogge. doch hier an die ampel gesackt stehend, merke ich plötzlich, dass meine lunge aus meinem körper will.

doch! ich spüre es deutlich. sie will raus!

vorne, durch die brust, will sie das lauschige plätzchen in meinem körper verlassen. 'oh, entschuldige, dass ich dich geweckt habe! ich habe mich bewegt.' nun stehe ich da, meine beine wollen mich nicht mehr tragen. ich atme so laut, dass ich beschwerden aus den umliegenden häusern befürchte. ich stöhne fast! ich komm' gar nicht hinterher mit atmen. die ampel springt um auf grün, die uhr auf 6:01uhr! mein kopf will los, der rest nicht. ich quäle mich über die straße und zwinge mich, die letzten meter bis zum u-bahnhof zu laufen. ich hänge auf der rolltreppe. die bahn fährt ein. LOS! nur noch ein paar meter. ich krieche auf den bahnsteig, an dessen ende ich robert, mich suchend, sehe. mit letzter kraft fange ich an wild zu gestikulieren. 'robert steige einfach wieder ein', will ich sagen, 'hauptsache wir sind drin.' robert versteht mich nicht und kommt nach vorne gelaufen. im letzten moment springen wir in die bahn. "was soll das?", fragt er mich. "wieso stehst du da so rum und wartest bis ich angelaufen komme" ich kann ihm die nächsten vier stationen nicht antworten.

meine herren, wie unsportlich bin ich denn? da läuft man mal fünf meter und schon zwinckert einem der sensemann zu. das gibt mir echt zu denken! dabei bin ich schon viel fitter seitdem wir regelmäßig schwimmen. vermutlich wäre ich sonst bereits an meiner haustür zusammengebrochen.

nach dem schwimmen, fahre ich in die firma und berichte von meinem morgendlichen aktivitäten, was dazu führt das wir beim thema schulsport landen. im laufen war ich schon immer schlecht. irgendwann habe ich aufgehört am einhundert-meter-lauf teilzunehmen. ich ließ mir freiwillig null punkte eintragen. jedes mal vergebene liebesmüh. ich sprintete jedes mal als ginge es um leben und tod! ich war eins mit der aschebahn. ja, ICH WAR BEN JOHNSON! und jedesmal: "ja, du hast dich prima bemüht... trotzdem sechs." ich war auch ein großer freund der kletterstange. wir waren auch immer eins! und zwar ein meter über dem boden. ich sprang jedes mal wie ein junger spund gegen die metalstange, die sich bis zur hallendecke erstreckte. und wie ein nasser sack hing ich dann für ein paar sekunden ein meter über dem boden.



nun reiche ich allen die hand, die sich genauso tapfer wie ich, ohne sich je ein attest vom arzt geholt zu haben, durch dieses finstere kapitel der schulzeit gequält haben. freunde... das war dumm.